Deutscher Buchtrailer Award – Vorfreude auf die future!publish 2018

Autor: Jürgen Volk

 

„Wir müssen unser Ziel erreichen, so wie wir es uns vorgenommen haben.“ Diesen Satz habe ich neulich in der Ringbahn aufgeschnappt, während die Türen aufgingen und ich zum Umstieg ausstieg. Es war ein kalter, dunkler Morgen, der Tag versprach solides Berliner Wintergrau. Während ich an der Bornholmer am Bahnsteig-Imbiss Schlange stand, um einen Kaffee zu kaufen, war ich wie jeden Morgen davon fasziniert, dass die Bratwürste schon so früh auf dem Grill brutzelten. In das vertraute Geräusch schob sich allerdings immer wieder dieser Satz: „Wir müssen unser Ziel erreichen, so wie wir es uns vorgenommen haben.“ Ich weiß nicht, wer sich da unterhalten hat, ich weiß nicht, worum es ging. Mir wurde aber klar, dass dieser Satz auf uns bei der duotincta nicht zutrifft. Empirisch gesehen, haben wir den Satz schon kurz nach unserer Gründung widerlegt, denn wir wollten ja eigentlich ein reines E-Book-Projekt sein und sind so gesehen etwas über das Ziel hinausgeschossen.

Mit dem Projekt Buchtrailer-Preis verhielt es sich irgendwie genauso …

Als ich bei der duotincta 2015 die Idee einbrachte, wir sollten Buchtrailer machen, war das mehr ein Bumerang als eine Idee und ich wurde zum Buchtrailer-Beauftragten ernannt. Mein Einwand, ich sei Schriftsteller und kein Filmemacher wurde mit dreisten Aufmunterungen begegnet und so machte ich mich notgedrungen ans Werk. Mehr als ein Jahr und einige Buchtrailer später schickte ich unserer Autorin Birgit Rabisch den Buchtrailer zu Wir kennen uns nicht.

Die Antwort war euphorisch und Worte wie „Hollywood“ und „oscarreif“ fielen. Es kommt wohl immer auf die Perspektive an und gemessen an den ersten Versuchen war wirklich ein Fortschritt zu erkennen. Dennoch werte ich die damalige Euphorie noch heute als Erleichterung seitens der Autorin … Ich hatte mir jedenfalls in dieser Zeit viele Trailer angesehen und natürlich auch nach Bewertungen, Top-Ten-Listen oder Ähnlichem gesucht. Gefunden hatte ich aber nichts, weshalb mir die Idee kam, wir könnten ja selbst einen Buchtrailer-Preis ins Leben rufen. Auf der Frankfurter Buchmesse 2016 sondierte ich dann vorsichtig das Terrain, sprach mit Bloggern, Verlegern und Buchtrailer-Produzenten. Das Echo war durchweg positiv und erste Absprachen wurden getroffen. Wieder zurück in Berlin und mich im Messeblues suhlend, kamen dann doch Zweifel auf, ob die Idee überhaupt umsetzbar wäre. Das Konzept sah vor, den Preis auszuschreiben, auf der Verlagsseite eine Unterseite zu machen und den Preis – woraus immer er neben „ ewigem Ruhm“ bestehen würde – dann auf der Leipziger Buchmesse zu verleihen … Was macht man als Verleger, wenn man mit seiner Idee nicht so sehr zufrieden ist? Ganz einfach, man erinnert sich daran, dass man Mitglied im Börsenverein des deutschen Buchhandels ist. Zu meiner Überraschung erhielt ich sofort die Unterstützung von Johanna Hahn und Detlef Bluhm, als ich ihnen von meiner Idee erzählte. Was nach verschiedenen Sitzungsetappen zustande kam, lässt sich wohl durchaus sehen: Mit dem Landesverband des Börsenvereins und Literaturtest als Partnern sowie der future!publish als Organisatorin und Bühne kamen eine veritable Jury und ein großartiger erster Preis zustande. Der Gewinner des Deutschen Buchtrailer Awards wird eine Woche lang vor jedem Film in den Yorck-Kinos gezeigt! Dennoch blieben einige Zweifel zurück.

Was, wenn sich keiner bewirbt? Blamage für den Jungverlag? Andererseits: Wird das nicht alles zu groß?

Knapp 160 Einsendungen und eine Shortlist ohne klaren Favoriten, die bis zum Ende offen lässt, wer schlussendlich Gewinner wird, haben diese Zweifel endgültig zerstreut.

Obwohl die Preisverleihung noch nicht stattgefunden hat, haben wir schon ein Verlags-Fazit gezogen: Man soll nicht brachial oder scheuklappenbestückt versuchen, sein Ziel zu erreichen, man soll darüber hinausschießen.

Ich denke als Schriftsteller in den letzten Tagen immer wieder an die Autorin oder den Autor, dessen Buchtrailer zur Preisverleihung am 25. Januar gewonnen haben wird. Wie muss es wohl sein, in einem der Yorck-Kinos in Berlin zu sitzen und vor dem Film das eigene Buch auf der Großleinwand zu sehen? Als Nicht-Berliner würde ich dafür sogar eigens anreisen … Somit wurde mit dem Deutschen Buchtrailer Award wohl etwas Gutes in die Welt gesetzt und wir danken Annika Grützner, Johanna Hahn, Detlef Bluhm, Roland Große Holtforth, Mathias Voigt und den Teams von Literaturtest und future!publish sowie der Jury (Natalia Wörner, Ilke Sayan, Stefan Geisler, Jakob Schmidt) und allen Teilnehmenden, dass es nun den Deutschen Buchtrailer Award in dieser Form gibt und wünschen allen auf der Shortlist stehenden Verlagen, Autoren und Produzenten viel Glück!

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