die duotincta oder wie alles begann …

Autor: Jürgen Volk

Die duotincta ist eine Frau, so viel steht fest. Es heißt ja auch die duotincta. Der Name leitet sich von den zwei Tintenarten ab, die wir zur Veröffentlichung unseres Programms nutzen: einmal die klassische Tinte oder Tinktur, also die Druckerfarbe, im Printbereich, dann die e-ink im Bereich der E-Books. Wir sind also von Beginn an ein Hybridverlag: Wir sind bitinctuell und heterotextuell! Dabei sollte duotincta zunächst gar nicht duotincta heißen, sondern fahrenheit232. Das war der Name, unter dessen Banner wir uns versammelt hatten, der Projektname, unter dem wir zwei Jahre im Verborgenen gearbeitet haben, und mit dem wir dank gesicherter Domain und facebook-Präsenz zum ersten Mal ans Licht der Öffentlichkeit traten. Der Name war Programm: Während in der Dystopie Fahrenheit 451 von Ray Bradbury bereits im Titel die Temperatur benannt wird, bei der Papier Feuer fängt, sollte unser Name die Utopie eines jungen Verlags transportieren, der sich genau die Temperatur zum Namen gibt, bei der Papier in der Produktion entsteht. Der Name war aber für den Papierofen, wie wir feststellen mussten. Denn natürlich hatten wir geprüft, ob markentechnisch alles in Ordnung ist oder ob der Name bereits anderweitig verwendet wird. Während unserer Recherchen waren wir auch darauf gestoßen, dass im vergangenen Jahrtausend bereits einen Fahrenheit Verlag in München existiert hatte, der dann aber von Piper geschluckt, in dessen Eingeweiden zersetzt und hierdurch scheinbar völlig aufgelöst worden war. Man nenne es Zufall oder Schicksal oder wie immer man will, in der Zeit zwischen dem Launch von fahrenheit232 und unserer letzten Prüfung geschah etwas sehr unwahrscheinliches: Piper hatte kurz aufgestoßen und den Gedärmen des ehrwürdigen Hauses, das seinerzeit Kandinsky und Marc verlegte, entstieg fahrenheitbooks.de, heute PIPER Fahrenheit. Nutzung des Links auf eigene Gefahr! [Hinweis der Redaktion] Der Umstand, dass da eine Namensähnlichkeit bestand, konnte uns noch nicht abschrecken und, folgen wir den Meinungen, die wir eingeholt hatten, wäre es juristisch durchaus möglich gewesen, den Namen beizubehalten. Das traf sich gut, denn wir wollten um unseren Namen kämpfen, zumindest ein Teil des Kollektivs – und schrieben an Piper … Doch während der Debatten machte uns ein weiser Ratgeber klar, dass es, auch wenn es juristisch möglich wäre, den Namen zu behalten, in der Praxis doch ein großes Potential zur Verwechslung gegeben sei. Und nachdem wir uns eine Weile auf der Seite und im Programm von fahrenheitbooks umgesehen hatten, war uns schnell klar: Wir wollen es weder uns, noch unseren Autoren zumuten, in Gefahr zu geraten, mit diesem Programm verwechselt zu werden. Dies alles zum Schutze der Leser, die dieser Verwechslung ja ausgesetzt wären. Was sich jetzt nach einer einfachen Entscheidung anhört, war ein schwieriger, emotionaler Prozess, der seinen Höhepunkt in einer Email an Piper erfuhr, die besagte, dass wir als fahrenheit232 auftreten werden und uns nicht kleinkriegen lassen. Dennoch obsiegten Demokratie und Vernunft, d.h. fahrenheit232 wurde zu Grabe getragen. Das war letztes Jahr um die Osterzeit und der Verfasser dieses Textes erfuhr traurige Feiertage, denn er war ein fahrenheit232-Verfechter. Dann trat aber wieder etwas Unwahrscheinliches ein: am Ostersonntag flog ihm ein Name zu, der dann alle Prüfungen und alle Kritik im Plenum bestehen sollte: duotincta. Also wurde flugs abgestimmt, die Domain gesichert, die Webseite online gestellt und die facebook-Seite umbenannt. Natürlich wurden auch die E-Mail-Adressen auf duotincta umgestellt, weshalb wir bis auf den heutigen Tag nicht wissen, ob uns Piper jemals geantwortet hat. Vielleicht versucht schon seit über einem Jahr eine Horde Rechtsanwälte fahrenheit232 in Grund und Boden zu klagen, kann dabei leider nur niemanden erreichen, der die Klage entgegennehmen könnte. Wir werden es wohl nie erfahren. Dafür haben wir eine erneute Namensrecherche gemacht und dabei herausgefunden, dass es keinen Verlag, kein Imprint und auch kein sonstiges Unternehmen mit dem Namen duotincta gibt. Dafür eine Pflanze, die endlicheria duotincta. Das beruhigt, und so hoffen wir, dass unsere duotincta künftig viele Früchte tragen und wie ein Feld von tausend Blumen blühen möge!

Fragment 2015-1-A-Berlin-JVo des verschollenen ersten duotincta-Blogs

Kommentare

  1. Vielen Dank! Am Anfang war die Umstellung echt hart. Was die Temperaturangabe angeht: ausprobiert haben wir es nicht, sondern nur aus Film/Roman übernommen … Bücher zu verbrennen, das würden wir nicht übers Herz bringen!

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