Autor: Jürgen Volk | Abb. G. Courtois – David und Goliath – Bildquelle: wikipedia
Liebe Leserin,
lieber Leser,
wahrscheinlich hast Du diese Seite aufgerufen, weil Du am Ende eines unserer Bücher den Hinweis „In eigener Sache“ gelesen hast. Nach dem intimen Vorgang der Lektüre wäre es angemessen, dass man sich duzt, dachten wir. Falls Du aus den Weiten des Internets kommst und nur eher zufällig vorbeischaust, sagen wir „Willkommen bei der duotincta“, gehen ganz unprätentiös gleich zum „Du“ über und wollen Dir den Text, der im Buch stand, natürlich nicht vorenthalten:
IN EIGENER SACHE
Wir als unabhängiger Verlag wollen mit unserem Programm die vorherrschenden, ewiggleichen und algorithmengesteuerten Pfade der Buchlandschaft mit aller Kraft, allem Enthusiasmus und mit Deiner Unterstützung verlassen. Hierbei setzen wir auf engagierte AutorInnen, unabhängige Buchhandlungen und mündige, neugierige LeserInnen.
Gerade die Garanten der Vielfalt – unabhängige Buchhandlungen und unabhängige Verlage – kämpfen derzeit um eben diese Vielfalt. Dabei stets zu Schutz und Trutz an unserer Seite: die Buchpreisbindung. Für Dich als LeserIn – und damit als AkteurIn innerhalb einer einzigartigen Kulturlandschaft – macht das die Sache einfach. Egal ob online oder im Laden, egal ob große Kette oder unabhängige Buchhandlung:
Überall gilt derselbe Preis für das Buch Deiner Wahl!
Und sollte Deine Buchhandlung um die Ecke unverzeihlicherweise einmal einen Titel aus unserem Programm oder ein anderes Buch nicht vorrätig haben, dann ist es in der Regel über Nacht lieferbar und liegt am nächsten Tag zur Abholung für Dich bereit – ganz ohne Prime-Gebühren oder munteres Paketesuchen in der Nachbarschaft. Kauf lokal! Denn unabhängige VerlegerInnen brauchen unabhängige BuchhändlerInnen.
BUCHPREISBINDUNG
Ja, Bücher haben einen Preis! Im Folgenden findest du weiterführende Informationen zur Buchpreisbindung, zum Buchhandel und zur Situation der Verlage, besonders der duotincta.
In Deutschland hat jedes neu erschienene Buch einen gebundenen Preis, einen vom Verlag festgelegten Preis, der beim Verkauf an den Endkunden verpflichtend gilt.
Das Buchpreisbindungsgesetz (BuchPrG) verpflichtet uns als VerlegerInnen für jeden Titel einen Preis festzusetzen, an den sich dann jeder VerkäuferInnen halten muss, allerdings nur sofern er an EndkundInnen verkauft. Denn Wiederverkäufer erhalten natürlich Rabatt. Bücher fallen des Weiteren unter den reduzierten MwSt-Satz von 7%, was sie vor allem für Dich erschwinglicher macht, da Unternehmen die Steuer ja nur durchreichen.
Die Buchpreisbindung gilt bereits seit 1888 und hat von diesem Tag bis heute die Funktion, den Menschen Bücher – d.h. Wissen oder Kunst, und damit die Möglichkeit zur Bildung – flächendeckend zu erschwinglichen Preisen zugänglich zu machen. Für uns als Verlag für Gegenwartsliteratur ist das Buch bzw. Literatur noch immer die demokratischste aller Kunstformen. Ein Werk der bildenden Kunst, z.B. ein Gemälde oder eine Skulptur, ist einzigartig oder zumindest nur in sehr begrenzter Stückzahl (Abgüsse) zu einem hohen Preis zu erhalten. Einen Roman kann sich jeder leisten. Man kann sogar, ohne viel Raum oder Geld zu benötigen, zum Sammler werden oder – falls man dies nicht kann oder mag – Bücher wieder verschenken oder verleihen oder auch in einer Bibliothek ausleihen. Es gibt also viele Zugänge und es gehört zum Wesen des Buches, dass es zirkuliert, ein Gemälde hängt an einer Wand.
Jetzt könnte man sagen, im Zeitalter des Internets sei die altehrwürdige Institution der Buchpreisbindung in Kombination mit Verlagen und Buchhandlung überholt. Darauf wollen wir später noch ein wenig eingehen.
Bleiben wir also zunächst bei der Buchpreisbindung. Bücher sind (auch wenn sie manchmal zu Kreischen oder anderen heftigen Emotionen führen) keine Schuhe, auch keine Kaffeetassen, Toaster oder anderweitige Gebrauchsgegenstände. Bücher werden als Kulturgut eingestuft, was allgemein laut Duden bedeutet, „etwas, das als kultureller Wert Bestand hat und bewahrt wird“.
Bücher erhalten diese Zuschreibung, weil sie das Wissen einer Gesellschaft sowie diese selbst abbilden, archivieren und auch für künftige Generationen zugänglich machen. Wir können noch heute, mehr als zweitausend Jahre später, mit Platons Sokrates im Gesprächskreis sitzen, mit Émile Zola die Dekadenz der bürgerlichen Gesellschaft und das Elend der Arbeiter im 19. Jahrhundert nachvollziehen oder von Anne Franks Tagebuch erschüttert werden.
Aus diesem Grund unterliegt der Handel mit dem Kulturgut Buch nicht den Regeln eines freien Marktes, auf dem außer Angebot und Nachfrage keine weiteren Bestimmungen gelten, sondern die Gesellschaft ermöglicht es, sich durch eine gesetzliche Regelung selbst, einerseits ein breites und vielfältiges Angebot zugänglich zu machen, andererseits zu verhindern, dass Bestseller von großen Buchhandelsketten oder ihrem Online-Pendant Amazon billiger verkauft werden können. Das ist nicht nur gut für die (größeren) Verlage, die unter Preisdruck geraten oder vom Markt ausgeschlossen werden könnten, sondern auch für Dich als LeserIn, da Du denselben Titel überall zum selben Preis bekommst, auch spezielle Titel, die Nischen besetzen. Stell Dir vor, Du müsstest erst immer ein Vergleichsportal besuchen, um das Buch deiner Wahl zum besten Preis mit den besten Lieferzeiten und -kosten zu finden. Weil auch Du regelmäßig dazu gezwungen sein wirst einen neuen Mobilfunkvertrag abzuschließen, müssen wir diesen Punkt wohl nicht weiter ausführen …
Die Buchpreisbindung führt dazu, dass unabhängige Buchhandlungen existieren können, auch fernab der Metropolen. Jetzt könnte man fragen, warum dies in Zeiten des Onlinehandels und der Lieferservices überhaupt noch notwendig sei. Es gibt aber gute Gründe:
Wir wollen niemandem vorschreiben, wie und wo gekauft werden soll, geben aber zu bedenken, dass der eine Weg wie folgt aussieht:
Das bestellte Buch wurde vom Lager des Verlags in ein Zentrallager nach Polen geschickt, von dort wird es dann (unabhängig davon, ob der LKW voll ausgelastet ist) nach Bestellung bei Übernachtlieferung in ein Verteilerzentrum nach Deutschland geliefert, von dort über einen Paketservice vor die Haustüre, zum Nachbarn oder irgendwohin im Umkreis von gefühlt 5 km geliefert. Dieser Weg ist alles andere als ökologisch sinnvoll. Zusätzlich verstopfen die Lieferwagen, in Städten zumindest, die Straßen, blockieren Fuß- und Radwege, führen zu munterem Paketesuchen nach Feierabend. Wir erhalten auf diesem Weg Pakete, die von Menschen verpackt, verschickt und geliefert werden, die in prekären oder scheinselbständigen Verhältnissen arbeiten … Was heute als kostenpflichtige Prime-Lieferung gepriesen wird, initiierte der Großhändler (im Buchhandel „Barsortiment“ genannt) KNV bereits 1928: die Übernachtbelieferung von Buchhandlungen in acht Großstädten durch den Bücherwagendienst. Er hatte seinerzeit durchgesetzt, dass an Züge der Reichsbahn Bücherwagen angehängt wurden.
Der aus unserer Sicht bessere Weg sieht deshalb so aus: Der Verlag liefert an das Zentrallager eines Großhändlers in Deutschland. Du wiederum bestellst dein Buch im Onlineshop der Buchhandlung deiner Wahl, über WhatsApp oder in der Buchhandlung selbst, wo es vielleicht bereits sogar in der Auslage liegt und sofort mitgenommen werden kann. Ist das Buch nicht im Laden, wird über Nacht (ohne Prime-Gebühren) an die Buchhandlung („stationärer Handel“ im Buchhandel genannt) geliefert. Die Lieferung kommt früh morgens mit dem Bücherwagen in der Buchhandlung an, lange bevor der tägliche Verkehr beginnt. Und falls Du Deine Bestellung nicht in der Buchhandlung abholen möchtest, bieten viele Buchhandlungen auch eine Lieferung nach Hause an.
Neben diesen Aspekten gibt es natürlich eine Vielzahl anderer Gründe, warum die unabhängige Buchhandlung heute wichtiger ist denn je. BuchhändlerInnen sind KuratoInnen ihres Programms, Experten in der Literatur- und Sachbuchvermittlung. Wer den Standpunkt vertritt, Algorithmen wissen besser als Menschen, was gut für uns ist, wird diesen Text wohl gar nicht bis hierher gelesen haben. Dein(e) Buchhändler(in) weiß, was gut für Dich ist – probier es doch einmal aus. Buchhandlungen sind schon deshalb mehr als reine Verkaufsflächen oder – Offlineshops. Sie sind Begegnungsstätten der Kultur mit Lesungen und anderen Veranstaltungen, Orte der Meinungsbildung und Diskussion – soziale Vernetzungsorte mit Niveau.
Abschließend noch ein rein persönlicher Grund des Verfassers, seine Bücher in einer Buchhandlung zu kaufen: BuchhändlerInnen verpacken Weihnachtsgeschenke nicht nur kostenlos, sondern auch ansehnlich …
Zusammenfassend lässt sich sagen, der unabhängige Buchhandel steht nicht nur für Vielfalt, menschliches Einzelunternehmertum und Kulturvermittlung. Er ist der ökologisch sinnvollere Weg, der für Dich als Leser – ökonomisch gesehen – keinen Unterschied macht. Für uns als Verlag ist der stationäre Buchhandel auf jeden Fall der bessere Weg, denn während der Buchhandel nicht benötigte Bücher zurückschickt, werden diese von Amazon aus Kostengründen einfach vernichtet. Bevor wir aber zur Situation der Verlage kommen, hier noch einige weiterführende Links:
Börsenverein des dt. Buchhandels: Preisbindung A-Z
Börsenverein des dt. Buchhandels: Portal Preisbindung
Börsenverein des dt. Buchhandels: ABC des Zwischenbuchhandels
Verzeichnis Lieferbarer Bücher: Informationen zur Preisbindung
Börsenverein des dt. Buchhandels: Wortlaut des Preisbindungsgesetzes
BUCHHANDEL UND VERLAG
Frei nach Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger lässt sich sagen, dass eine Nische auch leicht zur Klemme werden kann, besonders wenn man auf einem klassischen Gebiet wie dem Buchhandel zum Start-up für anspruchsvolle Literatur avanciert. Bestimmt sind Dir schon Begriffe wie Indie-Verlag und unabhängiger Verlag begegnet. Diese Begriffe wurden lanciert, um einen Unterschied zu den Konzernverlagen zu begründen. Innerhalb dieses Spannungsfeldes wird dann eine (wohlbegründete) Polarität ins Feld geführt, die den Konzernverlagen eine Monokultur und den Unabhängigen die Bibliodiversität zuweist. Tatsächlich ist das Übergewicht der Konzernverlage enorm, wie auf dw.com nachzulesen ist:
„In Deutschland gibt es etwa 3.000 Buchverlage, ein Drittel davon sind Publikumsverlage, die keine Fachbücher oder Bildungs- und Lehrmaterialien verkaufen. Rund sieben Prozent der Verlage machen 95 Prozent des Gesamtumsatzes von mehr als fünf Milliarden Euro. Zu den restlichen 93 Prozent gehören die kleinen und mittleren unabhängigen Verlage. Das sind oft Unternehmen, die mit viel Engagement, wenig Geld und von einer kleinen Gruppe Menschen betrieben werden und die im Jahr weniger als zehn Bücher publizieren.“
Diese Zahlen sind frappierend und dw.com titelt keineswegs reißerisch, wenn dort auch zu lesen ist:
„Bei den unabhängigen Verlagen ist Alarmstufe Rot. Dabei geht es um nicht weniger als die Demokratie: Die kulturelle Vielfalt ist in Gefahr …“
Allerdings sind die o.g. Kampfbegriffe aus unserer Sicht nicht besonders hilfreich, denn indie und unabhängig kann vom Kleinstverlag bis zum Verlag mit Millionenumsatz alles bedeuten. Sieht man genauer hin, stellt man fest, dass diese großen unabhängigen Verlage die Ziele und Strukturen der Konzernverlage so weit wie möglich kopieren und dass zwischen den Unabhängigen ebenfalls eine Schere klafft. Unseres Erachtens müsste es deshalb innerhalb der Sparte der Unabhängigen eine weitere Unterteilung geben. Verlegerische Tätigkeit bedeutet immer den Balanceakt zwischen Idealismus und ökonomischem Sachzwang. Bei den Konzernverlagen, aber auch den Big Playern unter den Unabhängigen determinieren zusätzlich die Strukturen und eine radikale Marktausrichtung (Trends, Trends, Trends) den idealistischen Part. Uns stößt es auf, wenn unabhängige Verlage die Inhalte der Monokultur lediglich in eine nonkonformistische Verpackung stecken, um dann die Verpackung zur Basis ihrer Vermarktung machen. Es ist eine Täuschung des Lesers, der glaubt, eben keine marktkonforme Literatur zu lesen, während er doch nur bei einem Privatunternehmen anstelle eines Konzerns gekauft hat. Deshalb bräuchte es einen neuen Begriff für Verlage, die wagen ohne zu wägen und durch die Maschen beider Siebe fallen: der Konzernverlage und deren Mimikry im Bereich der unabhängigen Verlage.
Wir verstehen uns als eben solcher Verlag und könnten uns jetzt einfach – in Analogie ans Brauwesen – Mikroverlag nennen, was aber auch keine Lösung wäre. Zwar trifft es zu, dass zwischen den unabhängigen Verlagen durchaus ein Unterschied gemacht werden könnte, wie etwa zwischen Privatbrauerei und Mikrobrauerei, was Brauweise und Zutaten angeht.: Aber würde es helfen, Verlag X als Krombacher oder Warsteiner auf dem Feld der Unabhängigen zu bezeichnen?
Ein gleicher Anfangsbuchstabe und dieselbe Buchstabenanzahl reichen nicht. Buch und Bier sind eben doch verschiedene Güter (ohne in Abrede stellen zu wollen, dass Bier auch ein Kulturgut sei). Was auf dem einen Markt funktioniert, funktioniert auf dem anderen deswegen noch lange nicht. Für beides gilt aber: Kalkuliert muss werden, und da beginnt für uns die Problematik im Buchhandel: Um überhaupt seriös am Buchmarkt teilnehmen zu können, muss neben einem unternehmerischen Rahmen (Gesellschaftsform, Versicherungen, Arbeitsgeräte etc.), professioneller Verlagsarbeit in der Buchherstellung (Lektorat, Gestaltung etc.) eine Struktur geschaffen werden, die beispielsweise beinhaltet, im Großhandel gelistet zu sein (der 50% Rabatt, 3% Skonto sowie kostenlose Lieferung zur Bedingung der Lagernahme macht), Teilnahme an Buchmessen (pro Messe Frankfurt, Leipzig vierstelliger Eurobetrag) oder auch die Mitgliedschaft im Börsenverein des deutschen Buchhandels (hoher dreistelliger Eurobetrag). Dem gegenüber steht eine Kalkulation, die bei allen unabhängigen Verlagen wohl ähnlich aussieht, bei der unterm Strich weniger als zwei Euro pro Buchverkauf bleibt. Voland & Quist hat diese Zahlen hier exemplarisch veröffentlicht:
Voland & Quist: Was verdienen Autoren und Verlage an Büchern
Die Strukturen des Großhandels sind, wie der Name schon sagt, nicht für den Kleinverkehr geschaffen. Es gibt aber auch keinerlei Regulierungen (z. B. weniger Rabatt für den Großhandel), die diese Diskrepanz ausgleichen. Die Struktur muss einerseits stehen, wenn die Absätze dann doch einmal hochschnellen sollten, andererseits werden sie von AutorenInnen, Buchhandel und schlussendlich von Dir als LeserIn – zu Recht – erwartet.
Man muss hinzufügen, dass der Rabatt, den wir als Verlag geben, nicht anfällt, wenn Du direkt beim Verlag bestellst. Aber fast alle Menschen kaufen ein Buch wegen der Thematik oder des Autors – wie es auch sein soll, und nicht, weil dieser oder jener Verlag es veröffentlicht hat – und gehen dann über den Handel. Deshalb gibt es ihn ja.
Für eine Buchhandlung macht es rein monetär keinen Unterschied, ob sie direkt beim Verlag oder beim Großhandel bestellt. Meist bleibt prozentual sogar mehr übrig, wenn beim Verlag direkt bestellt wird. Allerdings bedeutet dies für die BuchhändlerInnen einen Mehraufwand bei Bestellung, Warenannahme und im Zahlungsverkehr, weshalb sie doch lieber über den Großhandel bestellen. Deshalb gibt es ihn ja. Wir befürworten dies, denn immerhin sind es die BuchhändlerInnen, die die ganze Vermittlungsarbeit leisten und unsere Bücher im Idealfall an den Leser bringen. Für großflächige Plakatierung an S-Bahnlinien haben kleinere Verlage bekanntermaßen kein Budget.
Neben Dir als LeserIn, der/die ab und an doch mal nachsieht, was wir so machen, brauchen wir also den Buchhandel, besonders den unabhängigen. Doch neben den hohen Rabatten des Großhandels hat der Buchhandel insgesamt ein Rücksenderecht von einem Jahr, ein Zahlungsziel von 30 bis 90 Tagen und oftmals kein Budget für ein Autorenhonorar bei Lesungen … Die Liste ließe sich fortsetzten. Aber wir wollen nicht jammern, das sind nun mal die Kröten, die wir schlucken müssen, die Klemme in der viele Verlage wie wir stecken. Während der Handel mit dem Kulturgut Buch besonderen Regeln unterliegt, die ihn fördern und stärken – wovon die Verlage zweifelsohne auch profitieren (die Alternative wurde oben bereits skizziert) – wird der Herstellung und Gestaltung von Büchern, die erst zu einer kulturellen Vielfalt der Bücherlandschaft führt, kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Im Gegenteil, die Verlage werden als reine Wirtschaftsunternehmen betrachtet. Dies muss nicht so sein, wie Filmförderung, Kinoförderung, Kunst- und Museumsförderung zeigen. In Österreich und in der Schweiz wird das nationale Verlagswesen staatlich gefördert. Hierzulande gibt es bis in die Bevölkerung hinein stellenweise ganz andere Ansichten, wie der hier verlinkte Kommentar exemplarisch zeigt, der Verlage für überflüssig erklärt, die Leistungen eines Verlages jedoch nicht berücksichtigt.
Klar gibt es Blogs, Selfpublishing und E-Book-Plattformen. Es gibt sogar unendlich viele davon. Und da beginnt doch das Problem. Verlage kuratieren Inhalte. Im Idealfall ist ein Verlagslogo ein Gütesiegel. Verlage bieten weiterhin ein Lektorat, das ein Selfpublisher, der auf sich hält, aus eigener Tasche bezahlen muss. Verlage erstellen auch Layout und Buchsatz. Verlage liefern die o.g. Vertriebsstrukturen. Verlage bieten ihren Autoren ein bestehendes Netzwerk aus Autoren, Veranstaltungsorten, Leserkreis, betreiben Marketing und, und, und … Mehr Informationen finden sich hier.
Wie bereits gesagt ist die Lage der Verlage in Deutschland nicht nur besorgniserregend, sie ist alarmierend. Aber es gibt auch Anzeichen für ein Umdenken. Der Berliner Kultursenator Klaus Lederer hat zusammen mit dem Landesverband des Börsenvereins des deutschen Buchhandels den Berliner Verlagspreis zur Förderung unabhängiger Verlage ins Leben gerufen und ist – was vielleicht wichtiger ist als ein Preis, der nur einigen nützt – sensibilisiert für die aktuelle Situation. Die Liste der Möglichkeiten ist lang: bezahlbare Räumlichkeiten für Verlage, Anerkennung der gemeinnützigen Leistung und kulturellen Bedeutung des Verlagswesens durch die Öffnung anderer Unternehmensformen (z.B. gGmbH) usf.
Letzteres Thema, wie auch viele andere, wären wohl nur auf Bundesebene anzugehen. Hier haben die kulturpolitischen Sprecherin der Linksfraktion Simone Barrientos (selbst einmal Verlegerin) und Petra Sitte, stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE im Bundestag, die Initiative ergriffen, 70 VerlegerInnen eingeladen und so auch im politischen Betrieb für Bewusstseinsbildung gesorgt. Nun gibt es auch auf Bundesebene einen Verlagspreis …
Preise sind eine wunderbare Sache. Der Haken dabei ist, dass sie nur punktuell wirken, auch wenn das Thema dadurch auch regelmäßig medial aufgegriffen wird. Solange sich aber strukturell nichts ändert, kämpfen viele Verlage weiterhin tagtäglich ums Überleben. Eine Förderung wie in Österreich oder der Schweiz wäre mehr als wünschenswert, doch allein eine andere Betrachtungsweise der Verlage – auch de jure – weg von der bisher gängigen Einstufung als reines Wirtschaftsunternehmen, würde schon eine große Entlastung bedeuten.
Wir alle kennen die Redensart von den langsam mahlenden Mühlen. Solange sich also nichts ändert, bleibt die beste Förderung der Autoren noch immer Deine Unterstützung, liebe Leserin, lieber Leser. Kauf beim unabhängigen Buchhandel, kauf lokal! Damit ist dann allen geholfen: Den Buchhandlungen, den Autoren und den Verlagen.