Autor: Ansgar Köb
Zum Fischbrötchen kommen wir später ‒ beginnen möchte ich mit dem Bäcker Michael Kohler, der 1890 eine Backstube eröffnete, aus der bis 1929 das Fabrikensemble erwuchs, in dem heute das Kulturzentrum Brotfabrik sein Zuhause hat. Vermutlich hat sich der Bäckermeister niemals erträumen lassen, dass seine „Brotfabrik Michael Kohler. Erste Zerpenschleuser Landbrotbäckerei“ einmal statt Brot und Brötchen (Schrippen) Literatur, Kunst, Theater und Kino feilbieten würde. Aber auch KUNST IST LEBENSMITTEL, wie es in großen Lettern über dem Eingang der Brotfabrik steht.
Auf Einladung von Alexander Graeff, dem umtriebigen Initiator und Gastgeber der Lesereihe Literatur in Weißensee, machte sich die duotincta an einem schönen Maientag auf den kurzen Weg in den Nachbarkiez, um im Neuen Salon der Brotfabrik den Verlag vorzustellen. Und wie könnte man das wohl besser, als mit den Autoren, die für Programm und Linie der duotincta stehen. So lasen an diesem Abend Daniel Breuer aus nathanroad.rec, Stefanie Schleemilch aus Letzte Runde und Kathrin Wildenberger aus Montagsnächte.
Da an diesem Sonntag, dem 14. Mai, aber zuvor auch der Tag der offenen Tür stattfand, stand uns duotinctanern der ganze kulturelle Reichtum des Kulturzentrums zur Verfügung: Open Air Action Painting, Galerieausstellung, Theateraufführungen und Improtheater, Kurz- und Dokumentarfilme und natürlich BrotfabrikLiteratur. Auf den letzten Punkt richteten die duotinctaner naturgemäß hauptsächlich ihre Augen respektive Ohren. Alexander Graeff hatte ein spannendes Programm zusammengestellt, in dem sich verschiedene Formate der Literaturvermittlung präsentierten: Die Lesereihe Delyrium der drei Autoren Eva Palm, Robert Klages und Stefan Groß, die in der Brotfabrik an jedem dritten Mittwoch im Monat aus ihren Texten lesen, und die Lesebühne Konzept*Feuerpudel, auf der Diether Kabow aus Werken von anonym im Publikum sitzenden Autoren liest und an deren Ende das Publikum einen Gewinner auswählt, das Stadtsprachenmagazin der Berliner Literarischen Aktion und das halbjährlich erscheinende Literaturmagazin Sachen mit Wörtern, aus dem Anja Kümmel ihren Text Herz oder Future las sowie das Verlagshaus Berlin und der Basisdruck Verlag.
Auf diese Weise erhielt man einen Überblick über ein mannigfaltiges Literaturleben, das wir duotinctaner sehr genossen haben.
Es sei noch kurz erwähnt, dass es in der Brotfabrik neben Kino, Theater, Galerie und Literatursalon auch eine Kneipe gibt, die sich hervorragend eignet, um nach einer Lesung den offiziellen Teil zu beenden.
Um auf die in der Überschrift gestellte Frage zurückzukommen: Nein, Verleger sollten keine Fischbrötchen essen, oder zumindest nur vertrauenswürdige, wenn sie am Tag drauf moderieren müssen. Denn sonst liegen sie malad im Bett und der glücklicherweise in Berlin weilende andere Verleger muss improvisieren – und dazu noch einen Blogbeitrag schreiben ...